Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen könnten bald der Vergangenheit angehören. Physiotherapeutin Gabriele Kiesling deckt auf, wie das geheimnisvolle Bindegewebe Faszien unsere Gesundheit beeinflusst und zur Heilung beitragen kann.
Was sind Faszien und warum spielen sie eine so wichtige Rolle in der Physiotherapie?
Faszien sind das Binde-oder Verbindungsgewebe in unserem Körper. Das Interesse an den Faszien hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen, sowohl auf wissenschaftlicher Ebene als auch in der breiten Öffentlichkeit. Der wichtigste Grund für das gewachsene Interesse an den Faszien ist der Umstand, dass moderne Messverfahren in der Bindegewebsforschung einige hochinteressante Eigenschaften des faszialen Gewebes ans Licht gebracht haben.
Auch die Fascia Research Group an der TU München wurde von der internationalen Aufbruchsstimmung auf diesem neuen interdisziplinären Forschungsfeld ergriffen und hat von Anfang an mit den aktuellsten Trends, Fragestellungen, aber auch Überraschungen hautnah konfrontiert zu sein.

Eine der spannendsten Entdeckungen der letzten Jahre ist zum Beispiel die Erkenntnis, dass Faszien in hohem Maße mit sensiblen Nervenendigungen besiedelt sind und so auch Schmerzen generieren können. Da erscheint der Rückenschmerz in einem ganz anderen Licht. Nicht nur Schmerzen, auch ein Großteil der Bewegungseinschränkungen haben oft ursächlich mit den Faszien zu tun. Faszien können durch Bewegungsmangel oder bei körperlicher Überlastung verkleben und verfilzen.
Relativ neu ist die Erkenntnis, dass Faszien und Propriozeption – unser sechster Sinn – sehr eng miteinander zusammenhängen. Für die Wahrnehmung unseres Körpers scheinen die Faszien mit ihren mehr als 250 Millionen Rezeptoren tatsächlich die wichtigste Empfindungsquelle zu sein.
Daher ist das Wissen um die Fasziengesundheit elementar für eine wirksame Physiotherapie.
Wie hängen Faszien mit unserem 6. Sinn zusammen und welche Forschungen hat Robert Schleip dazu durchgeführt?
Prof. Robert Schleip ist Humanbiologe, international renommierter Faszienforscher und hat den Begriff des 6.Sinnes geprägt. Die bekannten fünf Sinne werden durch diese Art der Wahrnehmung ergänzt. Es handelt sich hier um die tiefe Körperwahrnehmung, die auch die Emotionen miteinbezieht. Das bedeutet beispielsweise ein Hohlkreuz von innen wahrzunehmen; anstatt es vor einem Spiegel mit den Augen zu erkennen. Diese Fähigkeit, die Dreidimensionalität einer Haltung oder Bewegung zu erkennen, lässt natürlich den Erfolg gezielter Faszien-Physiotherapie verbessern.
An der TU München finden sich unter der Federführung von Prof. Schleip alljährliche Kongresse mit anderen internationalen Faszienforschern statt. Zu den wichtigsten Aussagen zählen:
Unser Körper ist wie ein Taucheranzug ganz und gar von Faszien umhüllt, aber auch von ihnen durchzogen. Mit einer Dicke von 0,3 bis 3 Millimetern durchziehen und umhüllen sie unser Gehirn, unsere Organe, unsere Muskeln und unsere Knochen. Selbst jede einzelne Zelle unseres Körpers hat fasziale Anteile. Insgesamt machen sie beim Erwachsenen ein Gewicht von rund 20 Kilogramm aus – etwa ein Drittel seines Körpergewichts.
Dieses Binde- oder Verbindungsgewebe besteht unter anderem aus kollagenen, festen Anteilen und elastischen, saftigen Strukturen. Alle diese Strukturen arbeiten in einem dreidimensionalen System zusammen, so dass der französische Chirurg und Faszienforscher Jean-Claude Guimberteau von der „Architektur“ des menschlichen Fasziengewebes spricht. Ihm sind wunderbare endoskopische Videoansichten der Faszien im menschlichen Körper zu verdanken.
Professor Carla Stecco veröffentlichte 2016 den ersten wichtigen Faszienatlas. Diese beiden Arbeiten haben die Beurteilung der Faszien und deren Funktion revolutioniert. Durch ihre neuartigen bildgebenden Verfahren haben sie die Faszien-Anatomie und die Faszien-Bewegungen sichtbar gemacht. Jetzt können wir gewissermaßen unter unsere Haut sehen und genau beobachten, wie unser Fasziengewebe sich bei Druck und Zug verhält und wandelt.
Können Sie erklären, was Wohlweh und Faszienkater bedeuten und wie diese Begriffe in Bezug auf Faszienschmerzen stehen?
Ständig ist vom Muskelkater die Rede, wenn beispielsweise der Rücken schmerzt. Dabei haben Muskeln relativ wenig Schmerzsensoren im Gegensatz zu den Faszien. Gerade die große Rückenfaszie ist Hauptverursacher fieser Rückenschmerzen.Daher wird in Fachkreisen eher von einem Faszien- als von einem Muskelkater gesprochen. Denn, wie bereits erwähnt sind die Faszien unser 6. Sinn zur Wahrnehmung.
Der Begriff des Wohlwehs wurde von Faszien-Profis gewählt, um den Körper in der Therapie zu beschützen. Wie viele Faszien-Therapien werden auch heute noch mit brutaler Stärke durchgeführt. Viele meiner Patienten berichteten mir von unerträglichen Folgeschmerzen, Hämatomen und Angst vor der nächsten Behandlung bei solchen Anwendern. Auf der Schmerzskala von 0-10 bleibt der Wohlwehschmerz unterschwellig bei 3, maximal 4.
Er ist also spürbar, aber durchaus annehmbar.
Falls Sie Fragen haben oder Unterstützung benötigen, zögern Sie nicht, sich an Therapeuten zu wenden.
Verklebte Faszien können zu versteckten Blockaden im Körper führen, die sich durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bemerkbar machen. Durch gezielte Techniken und regelmäßige Bewegung lassen sich diese Spannungen oft effektiv lösen. Wenn du dich generell für Gesundheitsthemen interessierst, könnte https://www.zahnarztpraxis-enciso.de/ für dich relevant sein, da hier nicht nur die Zahngesundheit, sondern auch das ganzheitliche Wohlbefinden im Fokus steht. Denn ein gesunder Körper und gesunde Zähne gehen oft Hand in Hand.