Schmerzen überall im Körper, Verdauungsprobleme, ein Gefühl völliger Erschöpfung: Die Symptome einer Fibromyalgie sind eher unspezifisch. Die Erkrankung ähnelt dem Rheuma und betrifft vor allem Frauen.
Auf Fibromyalgie-Betroffenen lastet ein hoher Leidensdruck - auch, weil die Krankheit oft sehr spät erkannt wird. Die Beschwerden können phasenweise und in unterschiedlicher Intensität auftreten, beeinflusst beispielsweise durch emotionalen Stress oder Schlafmangel.
Die Fibromyalgie ist ein anerkanntes Krankheitsbild. Bislang fehlen aber eindeutige Nachweise für die Ursachen. Deshalb werden viele Betroffene noch immer als Hypochonder oder psychisch krank abgestempelt.
Ursachen der Fibromyalgie nicht geklärt
Als eine mögliche Ursache gilt eine gestörte Schmerzverarbeitung. Normalerweise werden bereits auf der Ebene des Rückenmarks unbedeutende Schmerzreize herausgefiltert, sodass nur Schmerzreize mit Warnfunktion zum Gehirn gelangen. Bei der Fibromyalgie scheint dieser Filter nicht mehr zu funktionieren, sodass viele Schmerzreize das Hirn erreichen. Dadurch nehmen Betroffenen Reize als Schmerzen wahr, die für Gesunde nicht schmerzhaft wären.
Der Grund für diese herabgesetzte Schmerzschwelle ist bislang nicht vollständig geklärt. Vermutlich spielen genetische Veranlagungen eine Rolle. Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Patienten veränderte Nervenfasern aufweisen. Zudem könnten starker Stress und Traumata eine Fibromyalgie auslösen.
Fibromyalgie-Symptome: Muskelschmerz und Müdigkeit
Fibromyalgie bedeutet Faser-Muskel-Schmerz - das ist das Hauptsymptom der Erkrankung. Zu den tiefen Muskelschmerzen kommen oft eine Steifigkeit der Gelenke, Brennen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle. Muskeln und Gelenke fühlen sich geschwollen an. Die Intensität dieser diffusen und chronischen Schmerzen kann nach Wetter, Tageszeit, Stress und Tätigkeit variieren.
Die Symptome der Fibromyalgie führen oft zu einer massiven Einschränkung im Alltag.
Auch Kopfschmerzen und Reizdarm-Symptome treten häufige auf. Betroffene leiden zudem unter extremer Müdigkeit und Schlafstörungen. Oft kommen seelische Beschwerden wie Depressionen oder Angststörungen hinzu.
Oft lange Zeit bis zur Diagnose
Trotz der permanenten Schmerzen in Muskeln und Bindegewebe bewirkt die Fibromyalgie keine krankhaften Veränderungen im Knochen- und Muskelapparat. Wegen der unspezifischen Symptome dauert es daher oft lange, bis eine Fibromyalgie schließlich diagnostiziert wird. Dies geschieht zunächst mit einer gründlichen Anamnese, also Befragung zur Lebenssituation und Krankheitsgeschichte, zu Schlaf und vorhandenen Beschwerden. Bei der Bewertung helfen spezielle Fragebögen und Schmerzskalen.
18 druckempfindliche Tender-Points
Bei der körperlichen Untersuchung wird der Arzt insbesondere die Schmerzempfindlichkeit der sogenannten Tender-Points testen. Dabei handelt es sich um festgelegte Übergänge zwischen Muskeln und Sehnen, die über den ganzen Körper verteilt sind. Spüren Betroffene an mindestens elf von insgesamt 18 Punkten Schmerzen, gilt dies als wichtiger Hinweis auf eine Fibromyalgie-Erkrankung.
Um eine entzündlich-rheumatische Erkrankung als Ursache ausschließen zu können, beinhaltet die Diagnostik immer auch eine Blutuntersuchung.
Bei der Behandlung der chronischen Krankheit geht es darum, die gestörte Schmerzwahrnehmung zu beeinflussen. Heilbar ist die Fibromyalgie nicht, doch man kann die Symptome mit einer individuellen Therapie lindern. Neben dem Hausarzt können Schmerztherapeuten, Neurologen, Psychologen und Physiotherapeuten zurate gezogen werden.
Mit Bewegung Schmerzen verringern
Gezielte Bewegung ist ein wichtiger Baustein der Behandlung. Vor allem leichtes Ausdauertraining hat sich als effektiv erwiesen. Wichtig dabei:
Betroffene sollten behutsam mit der Bewegung beginnen - zum Beispiel mit sich langsam steigernden Spaziergängen - und sich nicht überfordern.
Auch die Bewegungseinheiten können Schmerzen verursachen. Wenn Betroffenen das Akzeptieren und innere Widerstände überwinden, geht es ihnen anschließend meist besser. Sie vermeiden dadurch eine Abwärtsspirale von Bewegungsmangel und Schmerz.
Neben der Bewegungstherapie empfehlen Mediziner:
aktivierende Psychotherapie zur Veränderung der Schmerzwahrnehmung (kognitive Verhaltenstherapie)
eine medikamentöse Behandlung mit Opioiden, Cannabinoiden und niedrig dosierten Antidepressiva (keine entzündungshemmend wirksamen Schmerzmittel wie Ibuprofen, Acetylsaliylsäure oder Paracetamol, da bei Fibromyalgie keine entzündlichen Veränderungen vorliegen)
Entspannungsübungen gegen Stress, wie autogenes Training, Atemtherapie, Meditation, Tai Chi oder Yoga.
Wärmetherapie
Unter Umständen kann eine mehrwöchige Therapie in einer psychosomatischen Klinik sinnvoll sein, die sich auf die Behandlung von Fibromyalgie spezialisiert hat. Auch teilstationäre Maßnahmen können helfen, wenn eine ambulante Therapie nicht ausreicht. Viele Patienten finden so wieder zurück in einen geregelten Alltag und können ihren Beruf weiter ausüben. Tipps, Beratung und Kontakte bieten zahlreiche Selbsthilfegruppen.
Schmerzen mit Ernährung lindern
Eine Ernährung mit antioxidativen und Omega-3-haltigen Nahrungsmitteln ist ein wichtiger Baustein der Therapie.
Auch eine gezielte Ernährung hat schon bei vielen Betroffenen die Schmerzen erträglicher werden lassen. Es empfiehlt sich eine Umstellung auf mehrheitlich pflanzliche Nahrungsmittel, da diese entzündungshemmend wirken. Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Betroffene ein erhöhten sogenannten oxidativen Stress aufwiesen. Viel Gemüse, Obst und grüner Tee stärken den Körper mit Antioxidantien. Entzündungsfördernde Lebensmittel wie Fleisch, Zucker, Weizen und Kuhmilchprodukte sollten nur in Maßen konsumiert werden.
Quelle Ärtzeblatt
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