Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit, die Ursachen aber nicht immer gleich zu diagnostizieren. Für Betroffene kann dies einen langen Weg zur richtigen Diagnose bedeuten.
Wenn wir uns bewegen, müssen viele verschiedene Teile unseres Körpers eng zusammenarbeiten: Gehirn, Nerven, Muskeln, Knochen und verschiedene Gelenke. Ist auch nur ein einzelner Teil in seiner Funktion beeinträchtigt, kann das Auswirkungen auf andere Körperbereiche haben und den gesamten Bewegungsapparat stören. Die Folge können zum Beispiel Rückenschmerzen sein, die gar nicht direkt am Rücken entstehen. Zwei Beispiele machen dies deutlich:
Fehlbelastung nach Arthrose im Knie
Bei Problemen und Schmerzen im Kniegelenk, zum Beispiel durch Arthrose, wird oft auch der Rücken in Mitleidenschaft gezogen, obwohl er gar nicht in unmittelbarer Nähe der Knie liegt. Und zwar dann, wenn ständige starke Kniebeschwerden zu einer dauerhaften Fehlbelastung führen. Betroffene nehmen automatisch eine Schonhaltung ein, um Beschwerden zu vermeiden. Dadurch verschiebt sich auf Dauer die komplette Körperachse. Die Folge: verspannte Muskeln, die auf Nerven drücken. Und über Nervenbahnen kann sich der Schmerz bis in den Rücken fortsetzen.
Beckenverwringung kann Rückenbeschwerden auslösen
Beispiel Becken und Hüfte: Das Becken hat eine zentrale Rolle im Körper. Es verbindet den Oberkörper mit den Beinen. Das Hüftgelenk sorgt für Stabilität, aber auch für Beweglichkeit. Im Stand nimmt das Becken eine fast waagerechte Position ein. Eine dauerhafte einseitige Belastung, zum Beispiel durch ständiges Tragen auf einer Schulter, kippt das Becken zur Seite - ein Beckenschiefstand entsteht. Die Folge sind Verspannungen des Lenden-Darmbeinmuskels (Musculus iliopsoas). Dadurch wird ein Bein muskulär höher gezogen - es kommt zu einer sogenannten funktionellen Beinlängendifferenz. Diese wiederum ist Ausgangspunkt weiterer Fehlhaltungen, Verspannungen und multipler Schmerzen - ein Teufelskreis. Der Rücken tut weh, obwohl eigentlich die Hüfte schuld ist.
Behandlung mit Physiotherapie
Betroffene bekommen ihre Beschwerden in der Regel durch Bewegung und Physiotherapie in den Griff. In der Akutphase der Beschwerden ist der Einsatz von Schmerzmedikamenten bei starken Schmerzen sinnvoll, damit die Mobilität des Betroffenen erhalten bleibt und sich ungünstige Schonhaltungen nicht verfestigen, die letztlich in eine Schmerzspirale führen würden.
Chiropraktik, Wärme und Massagen
Falls erforderlich lassen sich mithilfe spezieller Handgriffe aus der Chiropraktik kleine Wirbelgelenke wieder mobilisieren und Funktionsstörungen zwischen Knochen, Muskulatur und Nerven beheben. So können Blockaden gelöst sowie die verhärtete, verkürzte Muskulatur gedehnt und entlastet werden. Wärmeanwendungen oder Massagen wirken entspannend und eignen sich gut als auflockernde Vorbereitung für ein muskelkräftigendes Training.
Bandscheibenvorfall, Stenose oder Wirbelbruch mögliche Ursachen
Allerdings können auch ein ernster Bandscheibenvorfall, eine Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose) oder ein Wirbelbruch infolge einer Osteoporose der Grund für Rückenschmerzen sein. Wirbelgleiten, Überbeweglichkeit durch Bindegewebsschwäche (Hypermobilität), Gelenkverschleiß (Arthrose), Morbus Bechterew, ein Tumor, eine Infektion in der Wirbelsäule, eine gefährliche Erweiterung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma) oder Erkrankungen innerer Organe können ebenfalls Rückenbeschwerden auslösen. Bei diesen Erkrankungen sind teils dringend spezielle Therapien erforderlich.
Neurologische Symptome erkennen
Bei der Diagnose achtet der Arzt gezielt auf bestimmte Warnzeichen, die auf ernste Ursachen des Rückenschmerzes hindeuten und weitere Untersuchungen rechtfertigen. Dazu gehören neurologische Zeichen wie in die Beine ausstrahlende Schmerzen mit Taubheitsgefühl, Kribbeln, Muskelschwäche, Blasen- und Mastdarmschwäche, Gefühlsstörungen am After und ein Nachlassen des Schmerzes bei zunehmender Lähmung. Sie weisen auf eine Wirbelsäulenerkrankung hin, die das Rückenmark oder einzelne Nervenwurzeln beeinträchtigt. Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT können dann Aufschluss über den Grund der Beschwerden geben.
Welche Warnzeichen gibt es noch?
Weitere Warnsignale, die bildgebende Verfahren rechtfertigen, sind zum Beispiel Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, rasche Ermüdung, Fieber, Schüttelfrost, starker nächtlicher Schmerz oder in Rückenlage zunehmende Schmerzen.
Eine weitere Abklärung wird generell auch empfohlen bei Personen über 50 Jahren , nach Unfällen oder Verletzungen sowie bei ehemaligen Krebspatienten oder Patienten, die Medikamente zur Unterdrückung der Immunabwehr einnehmen.
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