Wissenschaftler haben sich damit beschäftigt, wie kleine Kinder entscheiden, ob sie länger nach einer Lösung für eine Herausforderung suchen. Die Antwort lautet: Sie orientieren sich an ihren erwachsenen Vorbildern, die sie beobachten.
Disziplin und Beharrlichkeit
Neuere Studien zeigen, dass Selbstkontrolle und Beharrlichkeit einen wesentlichen Einfluss auf die akademische Laufbahn haben - unabhängig vom IQ. Selbst wie jemand über den Wert von Geduld und Ausdauer bei einer Aufgabe denkt, kann seine Leistungen bestimmten. Kinder, die daran glauben, dass ihre Anstrengung belohnt wird, erzielen bessere Leistungen, als diejenigen, die glauben, dass bestimmte Fähigkeiten angeborene und nicht veränderbare Eigenschaften sind.
Angesichts des Zusammenhangs zwischen Beharrlichkeit und akademischem Erfolg ist es besonders wichtig, wie sich Kinder entscheiden, wenn es darum geht, ob sie eine Herausforderung geduldig zu lösen versuchen oder rasch aufgeben. Bisher gibt es noch relativ wenig Forschungsarbeiten, die untersuchten, wie junge Kinder lernen, wann sich Geduld und Beharrlichkeit lohnt.
Kleinkinder beobachten ihre Umwelt sehr genau. Sie können abstrakte Konzepte wie kausale Beziehungen und soziale Rollen aus nur wenigen Beispielen verallgemeinern. Ob kleine Kinder auch aus einigen wenigen Beispielen, wenn es um Beharrlichkeit geht, verallgemeinerbare Schlüsse ziehen können, untersuchten Julia Leonard, Studentin am Massachusetts Institute of Technology in der Abteilung Brain and Cognitive Sciences, und ihre Kollegen.
Dazu beobachteten 15 Monate alte Babys entweder eine Person, die hart arbeitete, um zwei verschiedene Ziele zu erreichen (ein Spielzeug aus einem Behälter zu holen und einen Schlüsselbund von einem Karabiner zu entfernen) oder eine Person, die mühelos jedes der beiden Ziele erreichte.
Dann erhielten die Babys ein neuartiges "Musik"-Spielzeug, das so aussah, als könnte es durch Drücken eines großen Knopfes aktiviert werden. Der Knopf konnte zwar heruntergedrückt werden, es wurde dadurch aber nichts aktiviert. Außer Sichtweite der Babys schalteten die Wissenschaftler das Musikspielzeug mit einem versteckten Knopf an, sodass die Kinder hörten, dass das Spielzeug Musik machen kann. Die Forscher gaben den Babys dann das Musikspielzeug und verließen den Raum. Dann werteten unbeteiligte Experten, die nicht wussten, was das Baby beobachtet hatte, Videobänder des Experiments aus und zählten, wie oft Babys versuchten, das Spielzeug durch Drücken des Knopfes zu aktivieren.
Es zeigte sich, dass die Kinder (insgesamt 182 Babys), die einen beharrlichen Erwachsenen gesehen hatten, den Knopf etwa doppelt so oft drücken als diejenigen, die einen Erwachsenen gesehen hatten, der das Ziel mühelos erreicht hatte. Mit anderen Worten, Babys lernten, dass Anstrengung belohnt wurde, nachdem sie nur zwei Beispiele eines Erwachsenen gesehen hatten, der hart arbeitete, um schließlich Erfolg zu haben.
Was dieses Ergebnis u.a. so spannend macht, ist, dass die Babys nicht nur die Handlungen des Erwachsenen nachahmen, sondern diese auch verallgemeinerten. Sie übertrugen ihre Erkenntnis, dass sich Geduld lohnt, auf eine neue Aufgabe.
Diese Studie legt u.a. nahe, dass Eltern die Dinge nicht ständig leicht erscheinen lassen müssen. Es ist vielleicht sogar vorteilhaft, wenn ein Kind sieht, dass Eltern sich anstrengen, um etwas zu erreichen, so die Autoren. Quelle: The Conversation, Science