Ein Meniskusriss ist eine der häufigsten Ursachen von Kniebeschwerden. Die mit einem Arthroskop durchgeführte und minimal-invasive partielle Menisektomie ist eine oft gewählte Therapieoption – in Dänemark beispielsweise hat sich die Zahl dieser Eingriffe von 2000 bis 2011 verdoppelt.
Bei einer partiellen Menisektomie bleiben im Gegensatz zur totalen und subtotalen Variante der Operation mindestens 50 % der Meniskussubstanz sowie die zirkuläre Fassung erhalten. Die bisherigen Daten sprechen kaum für eine Überlegenheit des operativen Vorgehens gegenüber konservativen Maßnahme.
In einer randomisierten, kontrollierten Studie aus Norwegen wurden 140 Patienten mittleren Alters (Durchschnitt: 49,5 Jahre) entweder der arthroskopischen partiellen Menisektomie oder einer 12-wöchigen Physiotherapie mit Bewegungsübungen unter Anleitung von erfahrenen Physiotherapeuten unterzogen. Bei der ersten Kontrolle nach 3 Monaten zeigten die physiotherapeutisch betreuten Patienten eine deutlich ausgeprägtere Zunahme ihrer Muskelkraft in allen getesteten Parametern. Nach 2 Jahren wurde mit dem KOOS-Score (Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score) der primäre Endpunkt bewertet. Der Score beurteilt Schmerzlevel, andere Beschwerden, Funktion des Knies bei Sport und in der Freizeit und Knie-abhängige Lebensqualität (0–100; schlechteste–bestmögliche).
Die Verbesserung dieses Parameters war in beiden Gruppen annähernd gleich:
80 % unter Physiotherapie und 81 % nach Operation verzeichneten eine Zunahme des Scores um 10,1 Punkte. 19 % der Patienten in der konservativ behandelten Gruppe vollzogen binnen zwei Jahren ein „cross-over“ und ließen sich operieren – ohne zusätzlichen Nutzen.
Fazit: „Die Studie zeigt, dass eine zurückhaltende Indikation operativer Eingriffe bei degenerativen Meniskusrissen angebracht ist“, resümiert Prof. Dr. med.Peer Eysel, Leiter der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Universität zu Köln. „Die Studie ist wissenschaftlich-qualitativ hochwertig und eine der wenigen kontrollierten, randomisierten Studien zum Vergleich der operativen und konservativen Therapie von Meniskusrissen. Die Ergebnisse bestätigen die Vermutung, dass die Operation mit partieller Meniskektomie bei degenerativen Meniskusrissen einer konservativen Therapie nicht unterlegen ist. Hiervon sind abzugrenzen die akut-traumatischen Meniskusverletzungen und degenerative Veränderungen mit akuten Einklemmungen zum Beispiel, die gegebenenfalls einer Operation bedürfen.“ Dr. med. Ronald D. Gerste
Quelle: Dtsch Arztebl 2016