Hilfe für Diabetes-Patienten
Forscher der EPFL haben eine Schuhsohle entwickelt, die elektronisch den Druck auf den Fuss steuert. Das soll Diabetiker vor Fussgeschwüren bewahren, die schlimmstenfalls zur Amputation führen können.
Diabetiker haben mit gefährlichen Komplikationen zu kämpfen: Jährlich muss in Europa bei 250 000 Diabeteskranken ein Fuss oder Bein amputiert werden. Nur etwa die Hälfte der Betroffenen überlebt danach noch mehr als ein Jahr. Meist sind Fussgeschwüre der Auslöser der Komplikationen.
Um solch schlimmen Folgen einer Diabeteserkrankung vorzubeugen, entwickeln Wissenschafter der ETH Lausanne (EPFL) in Neuenburg derzeit gemeinsam mit dem Universitätsspital Genf (HUG) einen intelligenten Schuh. Dies teilte die Hochschule am Mittwoch mit. Ein erster Prototyp wurde bereits fertiggestellt.
Programmierbare Sohle
Die Technologie beruht auf Steuerelementen, die elektronisch die Festigkeit verschiedener Bereiche der Schuhsohle steuern. Dies soll die Entstehung von Fussgeschwüren reduzieren und bei bereits bestehenden für Entlastung sorgen.
Diese Wunden seien nicht wirklich schmerzhaft, so dass viele Diabetiker auch mit Geschwüren normal weiterlaufen, schreibt die EPFL. Das verhindere, dass die Geschwüre abheilen. Betroffene gingen oft erst dann zum Arzt, wenn das Geschwür den Knochen erreicht habe.
Um den Druck auf die Wunde zu reduzieren und ihr Abheilen zu ermöglichen, haben die EPFL-Forschenden des «Integrated Actuators Laboratory» in Neuenburg eine Schuhsohle mit 50 speziellen Stossdämpfern entwickelt. Diese sind mit einer Flüssigkeit mit magnetisch polarisierbaren Eisen-Mikropartikeln gefüllt.
Von flüssig zu fest in Sekundenbruchteilen
«Wenn wir ein Magnetfeld anlegen, reagieren die Partikel augenblicklich und richten sich danach aus», erklärte Forschungsleiter Yves Perriard von der EPFL in der Mitteilung. Dadurch wechsle das Material innert Sekundenbruchteilen von flüssig zu fest.
Die Festigkeit verschiedener Bereiche der Sohle lässt sich dadurch elektronisch individuell anpassen, je nachdem, wo die empfindlichen Stellen oder Wunden sitzen. Auch die Entstehung neuer Geschwüre soll sich so reduzieren lassen.
«Es gibt eine Reihe anderer Lösungen, wie Bandagen und druckreduzierende Schuheinlagen», sagte Zoltan Pataky vom HUG. Diese brächten aber Einschränkungen für den Patienten mit sich und müssten ständig angepasst werden. Darum nutzten Patienten diese Hilfsmittel wenig; Ärzte seien zurückhaltend mit der Verschreibung.
Ob die neue Schuhsole besser angenommen wird, muss in klinischen Studien erst noch erforscht werden. Die Forscher aus Neuenburg und Genf suchen unterdessen nach Industriepartnern, um den Schuh weiterzuentwickeln.