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Schulterschmerzen- Wenn jeder Handgriff zum Horror wird

Es sticht und zieht, als wäre Sand im Getriebe: Schulterschmerzen machen jede Bewegung zum Albtraum. Meist helfen Medikamente und Physiotherapie. Manchmal muss jedoch operiert werden.

Die Ampel springt auf Rot. Gerlint T. kann rechtzeitig bremsen. Doch dann krachts. Der Fahrer im Wagen hinter ihr hat es nicht mehr geschafft. Blechschaden – die Autos sind ramponiert, die Fahrer leicht durchgeschüttelt. Nach ihrem Autounfall tut Gerlint T. alles weh, aber in den nächsten Tagen verschwinden die Kopf- und Rückenschmerzen glücklicherweise. Nur das Stechen in der rechten Schulter bleibt.

Die Ursache lässt sich nicht feststellen. Medizinische Tests, Laborbefunde, Röntgen: alles normal. Die Ärzte sind ratlos, die Patientin ist verzweifelt.

Oft genügt ein kleiner Stoss, um Sehnen und Knochen aus dem Lot zu bringen.

Auch Überbeanspruchung bei der Arbeit kann zu Schmerzen führen. Das Schultergelenk ist das komplizierteste Gelenk im Körper: Drei Knochen, fünf knöcherne Verbindungen, 19 Muskeln sowie diverse Bänder und Sehnen sorgen dafür, dass der Arm nicht schlaff am Körper hängt, sondern nach fast allen Richtungen beweglich ist. Am richtigen Platz gehalten wird der Kopf des Oberarmknochens durch die so genannte Rotatorenmanschette. Dies ist ein Kranz von Muskeln und Bändern. In der Rotatorenmanschette entstehen die meisten Schulterprobleme. Nach Unfällen oder durch Abnutzung können sich die Sehnen entzünden; sie reissen ein oder lösen sich von ihrem angestammten Platz. Das führt zunächst zu Schmerzen, später aber möglicherweise auch zu Instabilität und zu einer Verschiebung (Luxation) des Oberarmknochens aus dem Gelenk.

Schmerzen nicht ignorieren Nicht weniger schmerzhaft ist ein Schulterengpass-Syndrom, das oft bei Sportlern und älteren Menschen auftritt: Durch Verletzungen oder Überanstrengung bedingt, reiben Sehnen und Knochen aufeinander. Bei Verschiebungen im heiklen Gefüge des Schultergelenks können zudem Blutgefässe und Nerven eingeklemmt werden. Diese Gefahr besteht auch bei Oberarmbrüchen knapp unterhalb des Schultergelenks. Schulterschmerzen sollten nicht ignoriert werden. Besonders wenn man die Ursache der Beschwerden kennt, sind Ruhe und Schonung der betroffenen Seite für den Anfang eine gute Behandlung. Auch Kühlung kann helfen. Starke Schmerzen oder solche, die sich trotz diesen einfachen Massnahmen nicht bessern, erfordern einen Besuch beim Arzt. Ein weiteres deutliches Warnzeichen ist das «Einschlafen» der Finger. Der Arzt kann durch eine gezielte Untersuchung und spezielle Bewegungstests manchmal schon die Diagnose stellen. Wenn nicht, hilft eine Ultraschall- oder eine Röntgenuntersuchung des Schultergelenks weiter. Besonders gut zu sehen sind die Gelenkstrukturen auf MRI-Bildern. Viele Schulterprobleme lassen sich durch Schonung sowie entzündungs- und schmerzhemmende Medikamente wirkungsvoll behandeln. Allerdings: Zu viel Schonung tut auch nicht gut. Da besteht die Gefahr, dass das Gelenk «einrostet». Deshalb wird zusätzlich zur Schmerzbehandlung eine Physiotherapie empfohlen: Die Schultermuskeln werden gestärkt, damit sie das Gelenk besser in seiner richtigen Position halten. Auch bei Sehnenrissen lohnt sich ein derartiger Therapieversuch.

Manchmal genügt ein kleiner Eingriff Bei bestimmten Verletzungen, besonders bei Sportlern, die schnell wieder aktiv sein wollen, ist eine Operation unumgänglich. Manchmal genügt ein kleiner Eingriff, bei dem der Arzt mit einem beleuchteten Miniteleskop in das Schultergelenk eindringt und den Schaden repariert. Bei grösseren Operationen können die Ärzte Erstaunliches vollbringen: Sie nähen, wie bei Gerlint T., schon lange abgerissene Sehnen wieder zusammen, flicken die Rotatorenmanschette oder versetzen sogar ganze Muskeln. Diese Eingriffe verschaffen den Patienten deutliche Besserung. Ob mit oder ohne Operation – in den allermeisten Fällen lassen sich Schulterschmerzen erfolgreich behandeln. Geduld ist allerdings fast immer erforderlich, denn Schulterschmerzen können sich als äusserst hartnäckig erweisen.

Gerlint T. beispielsweise hatte lange zu leiden. Aber jetzt, eineinhalb Jahre nach ihrem Unfall und drei Monate nach der Operation, kann sie den rechten Arm fast ohne Einschränkung wieder heben – und ihre Haare endlich wieder selber föhnen.

Quelle. Beobachter

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