Schon Zweijährige können teilweise geschickt mit Touchscreens umgehen. Sie lernen zu wischen, entriegeln und aktiv nach Funktionen auf Smartphones und Tablets zu suchen. Davon berichtet eine kleine Studie, die online in den „Archives of Disease in Childhood“ veröffentlicht wurde. Diese Interaktivität entspricht dem Spielverhalten der Kinder, erklärten die Forscher.
Sie stützen ihre Erkenntnisse auf 82 Fragebögen zum Zugang und zur Benutzung von Touchscreens, die Eltern von Kindern zwischen 12 Monaten und 3 Jahren ausgefüllt hatten.
Die Eltern wurden gefragt, wie lange ihr Kind einen Touchscreen jeden Tag nutzt und ob es fähig sei, den Bildschirm zu entsperren, die Seiten oder Bilder zu wechseln und spezifische Funktionen wie App-Symbole für Spiele zu erkennen und zu aktivieren.
Die Eltern sollten auch angeben, ob sie irgendwelche Spiele oder Apps speziell für ihr Kind heruntergeladen hatten. Das Alter der Kleinkinder reichte von 20 bis 30 Monaten, und knapp über die Hälfte (57%) waren Jungen.
Die meisten Eltern (82%, 67) erklärten, dass sie ein Touchscreen-Gerät besaßen, wie z.B. ein Smartphone oder Tablet. Die meisten Kinder (87%, 58) gebrauchten das Gerät im Durchschnitt 15 Minuten pro Tag. Fast zwei Drittel (62%) der Eltern hatten ihren eigenen Aussagen zufolge Apps für ihr Kind zum Spielen heruntergeladen.
Neun von 10 (91%) Eltern mit einem Touchscreen-Gerät sagten, ihr Kind konnte „wischen“ (swipe); die Hälfte (50%) gab an, ihr Kind war in der Lage, den Bildschirm zu entsperren, und fast zwei Drittel (64%) hatten den Eindruck, dass ihr Kind aktiv nach Funktionen suchte.
Das Durchschnittsalter der Kleinkinder, die alle drei Fähigkeiten beherrschten, betrug 24 Monate, während das Durchschnittsalter für das Finden und Nutzen spezifischer Touchscreen-Funktionen 25 Monate war. Fast drei von vier (72%) die Eltern sahen, dass ihr Kind dies konnte.
Insgesamt einem Drittel der Kleinkinder gelangen alle vier Fertigkeiten mit einem durchschnittlichen Alter von 29 Monaten, und bereits Kinder ab 12 Monate spielten regelmäßig mit Touchscreens.
1999 sprach sich die American Academy of Pediatrics gegen einen Nutzung von Bildschirmen und ähnlichen Geräten bei Kindern bis zu zwei Jahren aus. Sie befürchtete, dass Kinder ungeeigneten Materialien ausgesetzt seien und andere für die Entwicklung wichtige Anregungen dadurch vernachlässigt würden bzw. zu wenig Aufmerksamkeit bekämen.
Diese Empfehlungen wurden noch vor der Verbreitung von Touchscreen-Geräten ausgesprochen. Letztere haben möglicherweise einen anderen Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns von Kleinkindern, vermuten die Wissenschaftler. Hier sei mehr Interaktivität und Engagement gefordert als bisher. Doch obwohl bereits viele Angebote für Kleinkinder entwickelt wurden, fehlen Regelungen, die Aussagen über ihre Qualität, ihren Bildungswert oder ihre Sicherheit zulassen, warnen die Experten. Einige Probleme, die allgemein für Medien gelten, können auch hier auftreten.
Quelle: MedicalXpress, Archives of Disease in Childhood Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.
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